Aktuelles
Hochschulleitungen und Minister unterzeichnen Zielvereinbarungen
Verlässliche Finanzierung für sachsen-anhaltische Hochschulen bis 2029
Die vom Kabinett Anfang März beschlossenen Zielvereinbarungen zwischen den Hochschulen und dem Land Sachsen-Anhalt wurden heute von Minister Prof. Dr. Armin Willingmann und den Spitzen der sieben staatlichen Hochschulen in der Magdeburger Elbfabrik unterzeichnet.
Im Mittelpunkt steht die Fortschreibung der staatlich getragenen Hochschullandschaft in Sachsen-Anhalt in der Vielfalt ihrer Standorte, Profilierungen und Entwicklungsstrategien. Bezogen auf einzelne Hochschulen und erstmals auch in hochschulübergreifenden Projekten werden Schwerpunkte der strukturellen Weiterentwicklung bis 2029 geregelt. Als Grundlage hierfür ist die finanzielle Planungssicherheit hinsichtlich der Grundbudgets für die Hochschulen in den kommenden fünf Jahren festgeschrieben. „Die in konstruktiver Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und dem MWU erarbeiteten Zielvereinbarungen bilden eine zuverlässige Basis für die Entwicklung der einzelnen Hochschulen und des Hochschulsystems im Ganzen”, erklärt der Präsident der Landesrektorenkonferenz (LRK), Prof. Dr. Folker Roland, und betont: „In finanzieller Hinsicht wird Planungssicherheit geschaffen, was in diesen herausfordernden Zeiten alles andere als selbstverständlich ist.“ Vor diesem Hintergrund sei z. B. die Beteiligung der Hochschulen an der Co-Finanzierung von EU-Projekten im Wissenschaftsbereich zwar durchaus nicht ohne Anstrengung zu bewältigen, allerdings verkraftbar.
Roland, der im Oktober 2024 seine zweite Amtszeit als LRK-Präsident antrat, erklärt weiterhin: „Erstmals wurden im Rahmen der Zielvereinbarungen konkrete übergreifende Projekte der Hochschulen zu wichtigen Kernthemen vereinbart, dazu zählen: ,Wissenschaftsnetz /IT-Sicherheit‘, ,Digitale Lehre‘, ,Nachhaltigkeit‘, ,Duales Studium‘, ,Chancengleichheit und Diversität‘ sowie ,Vermittlung ausländischer Absolventinnen und Absolventen in den Arbeitsmarkt‘“.
Nach den Plänen des Wissenschaftsministeriums werden die Hochschulen in diesem Jahr insgesamt 453,8 Millionen Euro als Grundbudget erhalten. Berücksichtigt werden weiterhin auch Mehrbedarfe aus den Tarif- und Besoldungsrunden sowie ein Inflationsausgleich.
Woche der „Wehrhaften Demokratie“ vom 3. bis 7. Juni 2024
Sachsen-Anhalts Hochschulen treten für demokratische Werte und Meinungsvielfalt ein
Antidemokratische Bestrebungen und damit verbundene Menschenverachtung stellen die Gesellschaft und damit auch die Hochschulen vor große Herausforderungen. „Dabei sind eine freiheitliche Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unverrückbare Säulen unseres Landes und seiner Institutionen; differenzierte Sichtweisen, Meinungsvielfalt und der internationale Austausch sind Grundlagen unserer Forschungs- und Lehrtätigkeit“, erklärt Prof. Dr. Folker Roland, Präsident der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalt und Rektor der Hochschule Harz. Er betont: „Angesichts zunehmender fremdenfeindlicher Tendenzen und des steigenden Erfolgs populistischer Parolen fühlen wir uns als Hochschulen gefordert, für diese Werte offensiv einzustehen“.
Vor diesem Hintergrund finden an den Hochschulen des Landes Sachsen-Anhalt Veranstaltungen für Demokratie und Toleranz statt. Viele von ihnen sind in der Woche der „Wehrhaften Demokratie“ vom 3. bis 7. Juni 2024 gebündelt. So richtet die Hochschule Merseburg beispielsweise eine Veranstaltungsreihe zu Religion und geschlechtlicher sowie sexueller Selbstbestimmung aus, die Fachhochschule Polizei beleuchtet „75 Jahre Grundgesetz“ und am Halberstädter Standort der Hochschule Harz werden Entwicklung, Ursachen und Perspektiven des Rechtsextremismus betrachtet. Das umfangreichste Programm bietet die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit einer Vielzahl von spezifischen Lehrveranstaltungen, studentischen Beiträgen und Podiumsdiskussionen, zum Beispiel zum Thema „Wehrhafte Demokratie, Populismus und Rechtsextremismus“.
Beteiligte Hochschulen
Perspektiven der Hochschulentwicklung in Sachsen-Anhalt
Vor zehn Jahren wurde der „Bernburger Frieden“ geschlossen: Zeit ein wenig zurück, aber vor allem nach vorn zu blicken. Im November 2013 war die Landesregierung nach monatelangen starken Protesten von massiven Sparplänen an den Hochschulen und Universitätsklinika des Landes abgerückt. Am Ort des damaligen „Friedensschlusses“, dem Bernburger Campus der Hochschule Anhalt, trafen sich nun Vertreter aller sieben Hochschulen und die politischen Entscheidungsträger des Landes, um über „Perspektiven der Hochschulentwicklung in Sachsen-Anhalt“ zu diskutieren.
Seinerzeit hatten sich Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Wissenschaftsminister Prof. Dr. Armin Willingmann, damals noch Präsident der Landesrektorenkonferenz sowie Rektor der Hochschule Harz, die „Hand gegeben“ auf eine stabile Hochschulfinanzierung. Nun betonten beide, dass „seitdem gute Jahre hinter uns liegen“ und das Land dadurch über ein – auch für Investoren – attraktives Wissenschaftssystem verfügt. Einigkeit herrschte darüber, dass die Hochschulen den vielfältigen gesellschaftlichen Anforderungen, die vor ihnen liegen, auch zukünftig nur durch verlässliche Finanzierungszusagen des Landes, Bereitschaft zur kritischen Reflexion und offenen Austausch begegnen können.
Haseloff versicherte, das Land werde auch künftig die Entwicklung der Hochschulen nach besten Kräften fördern. „Wichtig wird sein, dass wir noch mehr junge Menschen für ein Studium in Sachsen-Anhalt gewinnen können, auch aus dem Ausland, und wir die internationale Ausrichtung der Hochschulen weiter fördern“, so der Ministerpräsident.
Die globale Perspektive lieferte eingangs Ulrich Müller vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Er beleuchtete eine Zeit, in der sich Gewissheiten auch gesamtgesellschaftlich auflösen, sichtbar in Diskussionen, die entkoppelt von Fakten geführt werden, der Entwicklung Künstlicher Intelligenz, die ganze Wirtschaftszweige in Frage stellt, und dem inzwischen fraglichen „weltweiten Sieg der Demokratie“. Auch im Hochschulbereich ist vieles unsicher: Die Unterschiede zwischen Studium und Berufsausbildung lösen sich ebenso auf wie die Trennlinien zwischen Online- und Präsenzlehre, einzelnen Disziplinen und Lebensphasen. Dass Hochschulen unentbehrlich sind, war sein Fazit, weil sie im besten Fall einordnen, Mut machen, Halt geben.
Prof. Dr. Peer Pasternack vom Institut für Hochschulforschung konzentrierte sich auf den regionalen Nutzen von Hochschulen, was der Präsident der Landesrektorenkonferenz, Prof. Dr. Folker Roland, anschließend eindrücklich belegte. So wurde deren Bedeutung für die Entwicklung Sachsen-Anhalts – und darüber hinaus – anhand ausgewählter Projekte deutlich, darunter Forschungsvorhaben zu Biodiversität, Recycling und Lebensmittelproduktion. Auch im Rahmen digitalisierter Gesundheitsversorgung, der internationalen Fachkräftesicherung oder der regionalen Tourismusentwicklung sind die Hochschulen nicht weg zu denken. „Wir generieren eine messbare Wertschöpfung. Die Rendite von in Bildung investiertem Geld, unter anderem in Form von zusätzlichen Steuereinnahmen, ist beachtlich,“ so Roland.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde nicht nur die aktuelle Situation reflektiert, sondern auch Details zur Bedeutung der Grundlagenforschung, der Forschungsfinanzierung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Nachhaltigkeitsaspekte von Bau- und Renovierungsmaßnahmen. Ministerpräsident Haseloff brachte zudem auf den Punkt, was immer wieder durchschien: „Es darf keine Entkopplung der Eliten geben.“ Milieuübergreifende Kommunikationsfähigkeit und „das Verlassen der eigenen Blase“ bleibe Grundlage des gesellschaftlichen Friedens. Willingmann betonte darauf aufbauend: „Hochschulen sind mit ihren Selbstverwaltungsstrukturen Horte der demokratischen Entscheidungsfindung und der Weltoffenheit. Demokratieverteidigung beginnt daher auch im Hörsaal“.
Der Minister – inzwischen seit mehr als sieben Jahren in der Landesregierung für die Wissenschaft zuständig – bekräftigte abschließend die gute Zusammenarbeit und den trotz unterschiedlicher Positionen überall spürbaren Willen, Sachsen-Anhalt gemeinsam nach vorn bringen. Er machte deutlich: „Der Geburtenknick der 1990er Jahre wird spürbar bleiben.“ Die hiesigen 5.000 Abiturienten pro Jahrgang reichen nicht, um den Bedarf – allein an Ingenieuren, Lehrern, Ärzten – zu decken. „Sachsen-Anhalts Hochschulen müssen so attraktiv sein, dass sie aus der ganzen Bundesrepublik, aus der ganzen Welt, junge Menschen nach Sachsen-Anhalt ziehen. Dafür – und für ein verlässlich finanziertes, leistungsfähiges Wissenschaftssystem – bekommen sie die volle Unterstützung der Regierung.“
Unterstützung von Frauen am Wissenschaftsstandort Sachsen-Anhalt
An deutschen Hochschulen sind Frauen auf Professuren weiterhin deutlich unterproportional vertreten. Während der Frauenanteil bei Erstimmatrikulationen und Studienabschlüssen bei über 52 % und bei Promotionen noch bei 45 % liegt, beträgt er laut der 26. Datenfortschreibung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) bei Habilitationen 35 % und bei Professuren lediglich 26 %. Auf der Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz in Trier wurde daher im Mai 2023 die Einsetzung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die bis Oktober eine Selbstverpflichtungserklärung zur Förderung von Chancengleichheit erarbeiten wird. Dieser Selbstverpflichtungserklärung können sich die Hochschulen je nach Bedarf anschließen.