In Sachsen-Anhalt keine Rückkehr zum Ingenieur-Diplom

15.09.2010 -  

Auf ihrer Beratung am 30. August 2010 in Halle/S. haben sich die Rektoren und Präsidenten der sachsen-anhaltischen Hochschulen auch mit der Frage einer Rückkehr zum akademischen Abschluss „Diplom“ für Ingenieur-Studiengänge befasst. Hintergrund der Erörterung war die im Juli von einer Gruppe technischer Universitäten in der Bundesrepublik verbreitete Nachricht, zum akademischen Grad „Diplom-Ingenieur“ zurückkehren zu wollen. Unter diesen Hochschulen ist auch die Technische Universität Dresden, deren Rektorat jüngst veröffentlicht hatte, dass den Interessenten für ein Ingenieur-Studium künftig neben den Abschlüssen Bachelor und Master of Engineering auch ein Studiengang angeboten werde, der zum Abschluss „Diplom-Ingenieur“ führe.

Die Hochschulleitungen in Sachsen-Anhalt lehnen diese Entwicklung ab und halten an dem im Lande weit vorangetriebenen Umstellungsprozess auf die international anerkannten Studienabschlüsse Bachelor und Master auch für die Ingenieur-Studiengänge fest. Die mit dem Bologna-Prozess seit 1999 erfolgte Neukonzeption der Studienangebote ist abgeschlossen, die Abschlüsse sind anerkannt, zumeist akkreditiert. Wirtschaft und Arbeitsmarkt haben sich längst auf die Absolventinnen und Absolventen eingestellt, insbesondere in international operierenden Unternehmen erleichtern die neuen Abschlüsse die Vergleichbarkeit von Leistungen und damit den Berufseinstieg.

LRK-Präsident Prof. Dr. Armin Willingmann: „Wir stellen allerorten fest, dass die im Rahmen der gestuften Studiengänge ausgebildeten Ingenieure hervorragend vom Arbeitsmarkt aufgenommen werden. Entscheidend für den weltweit guten Ruf der deutschen Ingenieur-Ausbildung ist nicht der verliehene akademische Grad, sondern die gleichbleibend hohe Qualität der Studiengänge Im Lande, an der sich durch die Änderung auf gestufte Abschlüsse nichts geändert hat! Auch kann man heute nicht mehr davon sprechen, dass in der Wirtschaft die Abschlüsse Bachelor oder Master unbekannt seien; das Gegenteil ist der Fall: Es ist unübersehbar, dass die mit der Reform ebenfalls beabsichtigte Verkürzung der Studiendauer bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss dem Bachelor greift und der Markt diesen Ingenieuren bereits beste Perspektiven bietet; dies gilt gleichermaßen für jene, die erfolgreich einen Master-Abschluss anschließen. Die erneute Forderung nach Rückkehr zum Diplom-Abschluss negiert diese positive Entwicklung und erscheint schlicht rückwärtsgewandt.“

Die LRK sieht sich in dieser Position im Einklang mit Kultusministerin Prof. Dr. Birgitta Wolff, die an der Beratung dieses Punktes in Halle/S. teilgenommen hat und darauf hinwies, dass „German Engineering“ weltweit anerkannt sei, der Abschluss „Diplom“ aber international kaum eingeordnet werden könne. Insofern halte sie nichts von „Titel-Nostalgie“.

 

Wernigerode, Magdeburg, Halle/S., Merseburg, Köthen, den 15.9.2010

 

gez. Ines Hühne

Geschäftsführerin der Landesrektorenkonferenz

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