Unterstützung von Frauen am Wissenschaftsstandort Sachsen-Anhalt
An deutschen Hochschulen sind Frauen auf Professuren weiterhin deutlich unterproportional vertreten. Während der Frauenanteil bei Erstimmatrikulationen und Studienabschlüssen bei über 52 % und bei Promotionen noch bei 45 % liegt, beträgt er laut der 26. Datenfortschreibung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) bei Habilitationen 35 % und bei Professuren lediglich 26 %. Auf der Mitgliederversammlung der Hochschulrektorenkonferenz in Trier wurde daher im Mai 2023 die Einsetzung einer Arbeitsgruppe beschlossen, die bis Oktober eine Selbstverpflichtungserklärung zur Förderung von Chancengleichheit erarbeiten wird. Dieser Selbstverpflichtungserklärung können sich die Hochschulen je nach Bedarf anschließen.
Die Landesrektorenkonferenz (LRK) der Hochschulen Sachsen-Anhalts unterstützt diese Vorgehensweise und sieht die dringende Notwendigkeit zur Erhöhung des Frauenanteils. Von den insgesamt knapp über 1000 Professuren in Sachsen-Anhalt waren zum Ende des Jahres 2021 lediglich 25,7 % der Professuren mit Frauen besetzt. Allerdings zeichnet sich ein erfreulicher Trend ab: von den unter 45-Jährigen sind bereits 53 % Frauen als Professorinnen an Sachsen-Anhalts Hochschulen beschäftigt.
Die derzeit laufenden Bemühungen sollen alle Stufen des akademischen Karriereweges – Promotionen, Habilitationen und Professur – an den beiden Universitäten wie auch an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) und insbesondere in den MINT-Fächern berücksichtigen. Die Beschäftigung akademisch qualifizierter Frauen, insbesondere in Fächern wie z. B. Physik, Elektrotechnik, Maschinenbau, Mechatronik oder Advanced Semi Conductor, wurde durch den Bruch und die Transformation nach der Wende unterbrochen und soll auch vor dem Hintergrund der INTEL-Ansiedlung mit neuen Programmen angestoßen werden.
An den vier landeseigenen HAW besteht zudem höherer Handlungsbedarf. HAW stehen anders als Universitäten im ingenieurwissenschaftlichen Bereich in einem herausfordernden Wettbewerb mit der Industrie. Der Frauenanteil ist sowohl bei den Bewerbungen als auch bei Listenplätzen, Berufungen und Ernennungen an HAW (ehemals Fachhochschulen) am geringsten. Den höchsten Frauenanteil im Berufungsgeschehen verzeichnen bundesweit die Kunst- und Musikhochschulen, wie auch die Burg Giebichenstein in Halle mit über 50 % Frauen als Professorinnen.
Seit Herbst 2021 entwickeln die vier HAW des Landes verschiedene Formate zur Erhöhung des akademischen Frauenanteils. Die Hochschule Anhalt, Hochschule Harz, Hochschule Magdeburg-Stendal und Hochschule Merseburg suchen im sog. Verbundprojekt CASE (Center of Advanced Scientific Education) nach Maßnahmen, um z. B. das Potenzial an Bewerber:innen zu erhöhen, die systematische Ansprache von Frauen im Rahmen von Berufungsverfahren sowie geschlechtergerechte Berufungsverfahren zu verbessern. CASE wird im Rahmen des Programms „FH-Personal“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende 2026 gefördert.